
Barrierefreiheit ist wie ein gutes Design: Man merkt es nicht, wenn es da ist – aber sofort, wenn es fehlt. Bei unserem Projekt für die VG Bild-Kunst haben wir gelernt, dass inklusive Webentwicklung nicht nur mehr Menschen erreicht, sondern auch im Business Sinn macht. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache.
Okay, das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz macht vieles zur Pflicht. Aber mal ehrlich: Die wirklich spannenden Argumente für Accessibility liegen woanders.
Der Markt ist größer, als viele denken
Rund 7,9 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Schwerbehinderung – das sind etwa 9,3 % der Bevölkerung (Statistisches Bundesamt, 2024). Aber da ist noch mehr: Wer schon mal mit Sonnenbrille versucht hat, das Smartphone zu bedienen oder mit gebrochenem Arm eine Website zu navigieren, weiß, dass temporäre Einschränkungen jeden treffen können. Plötzlich sind wir alle potenzielle Nutzer barrierefreier Lösungen.
Google liebt, was Screenreader verstehen
Hier wird’s richtig praktisch: Was für assistive Technologien gut strukturiert ist, gefällt auch Suchmaschinen. Semantisch korrekte Überschriften, aussagekräftige Alt-Texte und logische HTML-Strukturen – das sind SEO-Basics, die sich wie von selbst ergeben, wenn man barrierefrei entwickelt.
Die Realität ist ernüchternd
Dabei ist noch viel zu tun: Laut der aktuellen WebAIM Million-Studie 2024 haben 95,9 % aller untersuchten Websites mindestens einen Barrierefreiheitsfehler – im Durchschnitt sind das 56,8 Fehler pro Seite. Das bedeutet auch: Wer es besser macht, hebt sich deutlich vom Wettbewerb ab.
Unser Projekt für die VG Bild-Kunst war eine besonders interessante Aufgabe: Eine Verwertungsgesellschaft, die sich um visuelle Kunst kümmert, sollte auch digital für alle zugänglich werden – einschließlich derjenigen, die die Kunst nicht sehen können.
Navigation, die Sinn macht
Statt uns nur auf visuelle Hierarchien zu verlassen, haben wir eine Informationsarchitektur entwickelt, die auch ohne Augenlicht funktioniert. Skip-Links führen direkt zu den wichtigen Inhalten, die Tastaturnavigation folgt einer logischen Reihenfolge. Das Ergebnis? Nicht nur ein besserer Zugang für Menschen mit Einschränkungen, sondern vor allem weniger Frustrationserlebnisse zum Beispiel bei komplexeren Formularen und Anmeldeprozessen – und zwar für alle.
Design, das auch funktional überzeugt
Hohe Kontraste und gut lesbare Schriften helfen nicht nur Menschen mit Sehbeeinträchtigungen. Sie verbessern auch die Nutzererfahrung auf mobilen Geräten oder bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Übrigens: 81 % der Websites fallen 2024 noch bei einfachen Kontrast-Tests durch (WebAIM Million Report) – hier liegt also enormes Verbesserungspotenzial.
Accessibility von Anfang an mitdenken lohnt sich
Barrierefreiheit nachträglich einzubauen, ist wie ein Haus ohne Fundament zu sanieren – theoretisch möglich, aber aufwendig und teuer. Wenn man sie von Projektbeginn an mitdenkt, entstehen oft elegantere und stabilere Lösungen.
Die Basics machen schon viel aus
Die häufigsten Probleme sind oft die einfachsten: Fehlende Alt-Texte bei Bildern (kommen auf 54,5 % aller Websites vor), nicht beschriftete Formularfelder (48,6 % der Websites) und leere Links (44,6 % der Websites). Wer diese Grundlagen beherrscht, ist schon deutlich besser als der Durchschnitt.
Bei der VG Bild-Kunst haben wir gesehen, wie sich durchdachte Accessibility positiv auf die gesamte User Experience auswirkt. Was für Menschen mit Beeinträchtigungen entwickelt wird, kommt allen zugute.
Seien wir ehrlich: Barrierefreiheit ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung. Sie macht auch wirtschaftlich Sinn.
Business Benefits sind messbar
Eine kanadische Regierungsstudie zeigt: Barrierefreie Websites können die Conversion-Rate um bis zu 12 % verbessern. Das liegt daran, dass bessere Usability allen Nutzern hilft – nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen.
Websites, die für alle zugänglich sind, haben niedrigere Abbruchraten, bessere SEO-Performance und erreichen einen größeren Markt. Das ist das Schöne an inklusivem Design: Es ist keine Einschränkung, sondern eine Bereicherung – für alle.